die Rückfahrt vom Lada-Sommertreffen hat mir noch eine Überraschung bereitet...
Eigentlich nichts dramatisches, ca. 100 km vorm Zielpunkt fängt auf der Autobahn die Tachonadel an zu tanzen.
Da ich das in der Art noch nicht kannte, dachte ich für einen Moment an Halluzinationen. 100 - 80 - 120 - 40 - 80 - 0 km/h - so in etwa kam die Info vom Kombiinstrument innerhalb von ein ~ zwei Sekunden. Der Samara fuhr aber ganz normal weiter. Es dauert einen Moment bis langsam die Erkenntnis reifte, da ist ja was mit Tachowelle am Kombiinstrument und damit wird sicher was sein. Erster Gedanke - Mist - wie sehe ich jetzt auf der Autobahn z. B. in einem Baustellenbereich nur wie schnell ich fahre, denn einen Drehzahlmesser hat der Baltic nicht? Erst meine achtjährige Tochter muss mir sagen - Papa hier auf dem Navi siehst Du doch eine Geschwindigkeit! 
Da ich nicht so ein Navi-Fan bin und es auf keinen Fall mit irgendwelchen Saugnäpfen bei mir an die Scheibe kommt, liegt es irgendwo und ich habe es nicht permanent im Blick - aber richtig - damit konnte es heimwärts gehen ohne der größeren Gefahr ausgesetzt zu sein ein Schnell-Schuss-Foto zu bekommen.Aber wieso leuchtet permanent die rote Check-Engine-Leuchte?
Ich konnte mir bis nach Hause keine Verbindung zwischen abgescherter Tachowelle und der Motorsteuerung zusammenreimen.
Wichtig - der Samara fuhr ganz normal die 100 km bis nach Hause und auch in der Stadt an Ampeln etc. ging er nicht aus!
Zuerst ein Blick in den Ersatzteilkatalog und schlussendlich gab mir Martin die Erkenntnis - der Baltic hat einen Geschwindigkeitssensor - Neudeutsch Speedsensor - und dieser war abgeschert und erst am Speedsensor ist die Tachowelle angebracht.
Und wozu benötigt ein Samara einen Speedsensor? Auch hier konnte Martin aufklären - im Leerlauf, aber wenn der Wagen noch rollt, wird von der Motorsteuerung eine höhere Drehzahl eingestellt, im Leerlauf im Stand eine niedrigere. Und das kann nur mit einem Speedsensor unterschieden werden.
Das gilt nur für Euro 2/3, ab Euro 4 wird gleich die niedrigere Leerlauf-Drehzahl eingestell, die Autos haben aber trotzdem noch einen Speedsensor - ganz einfach - weil die Tachowelle entfallen ist und das Kombiinstrument dennoch die Geschwindigkeit anzeigt.
Für die Speedsensoren gibt es drei naheliegende VAZ-Nummern, obwohl die Sensoren praktisch immer gleich sind, hier die dezenten Unterschiede:
Das ist der 2109-3843010 - für Euro 2 und 3 Samara mit eckigem Stecker.
Das ist der 2112-3843010 - für Euro 2 und 3 Samara mit rundem Stecker.
Das ist der 2110-3843010 - ab Euro 4 auch Niva etc. - nur noch für ohne Tachowelle.
Und welchen benötigt nun ein Samara? Es hilft nichts - erst ausbauen und dann bestellen, 2109- und 2112- ist gleichermaßen verbaut, Hardliner können selbstverständlich beide verbauen und den Stecker mit drei Wago-Klemmen ersetzen.
In blindem Aktionismus habe ich eckig und rund bestellt, rund von Parts war zuerst da, der war es dann auch bei mir.
Aber - so einfach war der Tausch noch nicht vollzogen! Grundsätzlich ist ein Rankommen an den Sensor und erst Recht ans Tachoritzel äußerst schwer, denn es ist praktisch kein Platz da. Der Arm sollte lang und dünn sein und man wird sich an diversen Motorteilen mit seiner DNA mit dem Lada verbinden.
Die Montage des neuen Sensors scheiterte zunächst, denn die abgescherten Wellenreste des defekten Sensors befanden sich noch regelrecht festgefressen im Tachoritzel. Wer sein Auto umdrehen und ausklopfen kann, hat vielleicht eine Chance.
Nein - es hilft da nichts - das Tachoritzel muss ausgebaut werden. Zwei Tage habe ich es vergeblich versucht und vorläufig aufgegeben. Am Freitag hatte ich für Montag einen Termin mit einer Werkstatt vereinbart, diese empfahl mir sicherheitshalber auch ein neues Tachoritzel zu besorgen, da sie nicht wüssten, ob das alte bei der Demontage heile bliebe und ob die Wellenreste überhaupt herauszubekommen sind.
Wie immer sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Fiel mir Freitag-Nachmittag ein, da liegt doch noch ein Samara-Getriebe bei Max im Keller. Herrlich - wenn man Platz hat - am ausgebauten Getriebe konnte man das Tachoritzel problemlos demontieren.
Eine fast schlaflose Nacht von Freitag auf Sonnabend lies mir die Erkenntnis zukommen - bau Dir doch aus dem defekten Speedsensor einen Abzieher.
Und es ging am Sonnabend! Zehntel-mm um Zehntel-mm hob das Ritzel aus dem Getriebe ab und war draußen. Himmelhochjauchzend und gleichzeitig zu Tode betrübt - hat doch das ausgebaute Ritzel 12 und das Neue 11 Zähne.
Passt nicht!
Plan B - und damit ging der Sonnabend vorüber - gefriemel, gebohre und geklopfe bis zum Geht-nicht-mehr, um die Wellenreste aus dem Ritzel zu entfernen. Irgendwann mit einer Ladung Fett flutscht der neue Sensor ins alte Ritzel.
Und was für eine innere Freude den Werkstatttermin wieder absagen zu dürfen.
Erkenntnisse: Es lohnt sich und man lernt auch nach Jahrzehnten mit dem Samara viel Neues!
(Tachowelle, Speedsensor eckig und rund und Tachoritzel 11, 12 und ggf. 16 sollte man sich vielleicht hinlegen.)
Beste Grüße
Micha aus Berlin